Selten vergeht eine Überwinterungsperiode bei mir, in der ich keine ungebetenen Gäste habe. Irgendwie und sowieso überfallen sie meine Pflanzen gegen Ende des Winters auf der Fensterbank. Blattläuse in ihren unterschiedlichsten Farben, machen sich dann über meine gehätschelten grünen Schätzchen her. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie die Fuß fassen können. Wahrscheinlich trage ich sie doch irgendwie mit meiner Kleidung in die Wohnung, anders kann ich mir es fast nicht erklären. Nun gut, die saugenden Biester sind nun da. Was tun?
Nun kommt drauf an, wie immer. 🙂
Wie lange dauert es noch, bis man die Pflanzen hinausexpedieren kann (wenn auch nur kurz), wie groß und schwer sind sie und wie “kompliziert” sind sie zum “putzen”.
Wenn der Blattlausbefall schon im Spätherbst oder Frühwinter einsetzt, läßt sich Kaliseifenlauge gut einsetzen. Die gesamte Pflanze wird gut damit eingeprüht. Durch den Kontakt mit der Lauge sterben die Blattläuse ziemlich schnell ab. Der Nachteil dieser Methode ist, man muß wirklich alle(!) erwischen. Auch zwischen den winzigsten Neuaustrieben und Blüten muß ordentlich eingeseift werden, da man die kleinsten Blattläuschen mit bloßem Auge fast nicht sieht. Vergißt man eine Blattlaus, hat man dann wieder viele. Denn die Damen (und es sind im Winter fast ausschließlich Damen 😉 ) haben den Trick mit der Parthenogenese, sprich Jungfernzeugung entwickelt. Die brauchen zur Vermehrung keine Herren mehr, die schaffen das alles ganz alleine. Wenn ausschließlich weibliche Blattläuse vorhanden sind, werden auch keine Eier produziert, sondern sie sind dann vivipar (lebendgebärend).
Sollte dadurch der Blattläusbevölkerungsdruck zu groß werden, bilden sich geflügelte Nachkommen aus, die dann die entfernteren Ecken der Wohnung erkunden… ganz toll…
Deshalb empfielt es sich diese Seifenmethode so ca. alle drei Tage anzuwenden, bis auch wirklich keine einzige Blattlaus mehr zu sehen ist (hoffentlich).
Es gibt dann noch die Methode die Pflanzen ins Bad zu verfrachten und die Blattläuse mit einer kräftigen Dusche abzuspülen. Wobei, auch hier gilt, alles oder nichts. Und auch diese Prozedur “darf” man dann öfters wiederholen.
Blattläuse haben dann noch einen kleinen Trick: sie lassen sich bei Gefahr einfach fallen und klettern dann später seelenruhig wieder an den Pflanzen hoch um weiter zu saugen. Also muß man auch die Erde im Topf ganz genau in Augenschein nehmen.
Wenn aber der Blattlausbefall im Spätwinter oder Frühling passiert, kann man dem ganzen Spuk sehr schnell Herr werden. Ich warte dann schon immer darauf, daß es ein paar warme, sonnige Tage hat, dann kommen die befallenen Chilis (es sind bei mir fast immer die Chilis, seufz) hinaus. Und dann hoffe ich. Und meistens werden meine Hoffungen nicht enttäuscht.
Und auch diesesmal haben sich meine Helferleins eingestellt.
Voilà, darf ich vorstellen: Aphidoletes aphidimyza, die räuberische Gallmücke. Sie ist eine in Mitteleuropa beheimatete Gallmückenart, die großen Appetit auf Blattläuse hat.
Die adulten Tiere sehen ein bißchen aus wie kleine Gelsen (hier das Männchen und hier das Weibchen), sind aber völlig harmlos. Sie legen Eier in Blattlauskolonien ab. Daraus schlüpfen dann äußerst gefräßige, (im Endstadium) knallrote Larven, die Unmengen an Blattläusen aussaugen. Verpuppt wird sich im Boden um bei geeigneten Temperaturen und Lichtintensität wieder als geflügeltes Tier zu schlüpfen.
Und deswegen werden meine blattlausbefallenen Chilis wann immer es geht, in die volle Sonne gestellt. Dadurch hoffe ich immer, die Winterruhe der Puppen zu brechen. Nun es hat auch diesesmal geklappt. Und mehrere knallige Larven saugen sich schon sehr erfolgreich durch die Blattlaushorden. Und ich habe inzwischen auch schon fliegende Gallmücken gesehen, die fleißig Eier legen.
Deswegen: nicht alles, was an fliegenden Insekten aus der Blumenerde kommt, ist böse 😉