Vielleicht kommt dem einen oder anderen die Situation bekannt vor: man schlendert an seinem Pfirsich vorbei, läßt das geneigte Auge wohlwollend über die grüne Blätterpracht gleiten und dann, oh Schreck, was muß man sehen? Grindige, in sich zusammengewutzelte Blätter mit Blasen drauf. Igittigitt!
Da hat dann die Kräuselkrankheit zugeschlagen.
Diese wird durch den Pilz Taphrina deformans ausgelöst und befällt neben Pfirsichen auch Nektarinen und Mandeln.
Wenn sich die Blätter kräuseln ist es für dieses Jahr gelaufen, denn dieses Blätter hat der Pilz komplett befallen und mit Mycel durchdrungen. Er bildet dann auf diesen kranken Blättern Sporen aus. Das passiert so Anfang Mai bis Mitte Juni. Und verbreitet sich damit munter weiter. Die Sporen keimen und bilden dann wiederum ein Mycel auf den grünen Trieben und ernähren sich in diesem Stadium von abgestorbenen Pflanzenmaterial (sind also völlig unauffällig und nicht zu erkennen). Dieses “heimliche” Dasein dauert von Juni bis ungefähr Februar. Dann zerfällt das Pilzmycel in einzene Teile, die dann durch Regen in die gerade aufgegehenden Blattknospen gewaschen werden. Dort verbleiben dann die Pilzteile und durchwachsen von neuem die Blätter, die dann die bekannten Verkrümmungen und (rote) Blasen bilden. Die Blätter sind dann so kaputt, daß der Baum sie bald abwirft und neue (nicht befallene) bildet. Das schwächt ihn natürlich bedeutend und es gibt dadurch weniger Fruchtansatz und reife Pfirsiche.
Die Verbreitung wird begünstigt durch langanhaltendes, feuchtes, kühles Wetter im Februar, denn der Pilz braucht durchgehend stundenlange Nässe (damit er sich verbreiten kann) und durchgehend Temperaturen von 10°C bis 16°C (damit er wachsen und Blätterknospen befallen kann).
So jetzt hat man den Salat, was kann man dagegen tun. Nun ja, es gibt mehrere Möglichkeiten, wie immer 😉 .
Inzwischen gibt es eingermaßen resistente Sorten, wobei das bei einem schon vorhandenen Pfirsich nicht wirklich was bringt. Aber so als kleine Anregung. 🙂
Die Sorten wären:
“Bero”, “Pilot”, “Benedicte”, “Amsden”, “Revita”, “Kernechter vom Vorgebirge” (= “Roter Ellerstädter”), “Roter Weinbergpfirsich”, “Früher Alexander”, “Rekord von , Alfter”, “Manon”, “Fidelia”
Am besten wäre es den Pfirsich an einer vor Regen geschützten Hauswand oder unter einem Dach anzupflanzen / hinzustellen, dann kann der Pilz im Februar sich nicht ausbreiten. Was natürlich jetzt als Tip auch nicht hilft, wenn das Bäumchen mitten in der Wiese steht 😉
Was man jetzt wirklich tun kann, wenn der Baum akut befallen ist. Die befallenen Blätter abzupfen (damit der Vermehrungskreislauf unterbrochen wird). Diese Blätter dann im Hausmüll entsorgen, nicht(!) kompostieren. Und unbedingt danach sofort gründlich die Hände waschen, damit man keine Sporen auf andere Bäume überträgt.
Dann kann man noch dem Pilz mit Schachtelhalmjauche zu Leibe rücken. Schachtelhalmjauche stärken die Blattzellen und erschweren es den Sporen und dem Mycel in das Blatt einzudringen und sich auszubreiten. Dafür muß der Baum zuerst von allen befallenen Blättern gereinigt werden, alle abgestorbenen Treibe etc. entfernt werden. Dann wird das Blattwerk gründlich mit der Jauche eingeprüht. Das ist ein paarmal zu wiederholen. Wenn neue gesunde Blätter nachkommen, kann man das Spritzen einstellen. Wenn sich dann im Februar die neuen Knospen zeigen, auch dann wieder gründlich mit Schachtelhalmjauche einsprühen und sofort jedes infizierte Blatt entfernen. Dann sollte der Pilzbefall sich deutlich in Grenzen halten und bald verschwinden.
Wenn man seinem Pfirsich was Gutes tun möchte, kann man ihn mit Beinwelljauche eine kleine Stärkung verpassen. Das ist jederzeit möglich, am sinnvollsten wäre es natürlich kurz vor dem Austrieb der Blätter damit zu düngen. 🙂