Dieses Jahr ist irgendwie für mich kein gutes Gartenjahr. Zu allem Überfluß habe ich vor kurzem auch noch Besuch von einem “netten” kleinen Käferchen bekommen. Das Problem ist, dieses niedliche Tierchen hat einen Riesenappetit auf Blätter und seine Larven im Boden bevorzugen die Feinwurzeln. Ganz toll 🙁 .
Die Rede ist vom Dickmaulrüssler, genauer gesagt vom gefurchten Dickmaulrüssler (Otiorhynchus sulcatus).
Ich ahnte schon nichts Gutes, als ich die ersten Erdbeerblätter mit Buchtenfraß bemerkte. Die angefressenen Blätter wurden immer mehr. Und es blieb ja nicht bei einer Pflanze, sondern in Windeseile wurden alle benachbarten Erdbeerpflanzen ebenso angefressen. Dann ging es weiter zu den Rosen, auch Oregano wurde nicht verschmäht. Und der Buchtenfraß, diese halbkreisförmigen oder u-förmigen Löcher an den Blatträndern, ist DAS charakteristische Schadbild für den Dickmaulrüssler.
Oben ein Erdbeerblatt mit dem charakteristischen Buchtenfraß und unten ein angebissenes Rosenblatt.
Ein wenig später habe ich das Biest auch in Aktion gesehen. Leider ist “Dicky” nur ab dem späten Abend in der Dämmerung aktiv (tagsüber versteckt er sich nämlich) und seine graubraune dunkle Farbe trägt auch nicht gerade zur guten Sichtbarkeit bei. Und die Größe von 10 mm bei ausgewachsenen Exemplaren macht es auch nicht leichter. Vielleicht sollte man auch die Nachbarn vorwarnen, wenn man sich abends mit der Taschenlampe bewaffnet hat und über den Boden kriechend zwischen den Pflanzen nach den Käfern sucht. Nicht, daß die einen für übergeschnappt, oder für einen Einbrecher halten 😉 .
Da ist er, mein “Freund” …
Und woher kommt nun dieser ungebetene Besuch? Fliegen kann “Dicky” nämlich nicht, dafür ist er umso besser zu Fuß unterwegs. Höchstwarscheinlich habe ich ihn durch gekaufte Blumenerde eingeschleppt. Auch durch die Erde von gekauften, eingetopften Pflanzen wird er gerne verbreitet. Allerdings nicht der Käfer selbst, sondern seine Larven bzw. Puppen, die auch sehr leicht durch ihre Kleinheit zu übersehen sind.
Egal woher, nun habe ich ihn. Was nun?
Zuerst einmal ist es sinnvoll den Vermehrungszyklus zu verstehen, wenn man den Käfer nachhaltig bekämpfen will.
Es kommt natürlich etwas auf das Wetter an und auf die vorherrschenden Temperaturen. Normalerweise schlüpfen die jungen Käfer Ende Mai bis Anfang Juni. Wenn in diesem Zeitraum angefressene Blätter auftauchen, kann man ziemlich sicher sein diesen ungebetenen Gast zu beherbergen. Nach vier bis fünf Wochen wird “Dicky” geschlechtsreif. Und nun kommt eine weitere schlechte Nachricht. Der Dickmaulrüssler hat einen Trick, einen ziemlich guten sogar. Nennt sich Parthenogenese, auf gut Deutsch “Jungfernzeugung” (das was Blättläuse eben auch so gut können). “Dicky” ist ein modernes weibliches Wesen und braucht keinen männlichen Anhang. Die kann das ganz alleine. Männliche Käfer sind optinal, aber kein Muß.
Nun, ab Ende Juni, Anfang Juli macht sich Frau Dickmaulrüssler daran für Nachwuchs zu sorgen, so zwischen 500 bis 1000 Eier werden dann abgelegt. Entweder direkt in die Erde oder am Wurzelhals der Pflanzen. Und man hat keine Chance die Eier zu sehen, die sind 0,7 mm groß.
Nach zwei bis drei Wochen schlüpfen dann die Larven und die sind die wirklichen Pflanzenschädlinge. Denn sie fressen bevorzugt die Feinwurzeln der Pflanzen ab. Die Larven sind aber nicht wählerisch auch größere Wurzeln werden vertilgt. Die Pflanzen können sich dann nicht mehr mit Wasser und Nährstoffen versorgen, kümmern vor sich hin und sind dann auch extrem anfällig für Pilzerkrankungen und sterben im Extremfall ab.
Für das letzte Stadium graben sich die Larven eine kleine Erdhöhle und verpuppen sich darin. Der Dickmaulrüssler überwintert aber meist als Larve, eher seltener als Puppe oder ausgewachsenes Tier.
Wie erfolgt nun eine wirksame Bekämpfung?
Man muß auf alle Fälle die Larven bekämpfen, ansonsten wird man diese Plage niemals los. Am besten eignen sich hierfür Nematoden der Gattung Heterorhabditis. Nematoden sind Fadenwürmer, die die Larven des Dickmaulrüsslers befallen und schlußendlich töten. Dafür muß aber der Boden ausreichend feucht sein und die Temperatur mindestens 12°C betragen. Und es sollten natürlich Larven vorhanden sein, damit die Nematoden etwas zum Fressen haben.
Zusätzlich wäre es empfehlenswert, vor oder nach dem Einsatz der Nematoden, die Pflanzen ordentlich mit Schachtelhalmjauche zu versorgen, damit diese sich erholen können.
Man kann natürlich zusätzlich noch die Käfer absammeln, wenn man gerne nachts am Boden herumkriecht 😉 . Die Erde bei den befallenen Pflanzen öfters gut auflockern bringt auch noch ein bißchen was, aber das beste sind und bleiben die Nematoden.
Auftreten
des Käfers: Ende Mai/ Anfang Juni bis Oktober
der Larven: Mitte April bis Anfang Juni und Ende August bis Anfang Oktober