Ich gebe ja zu, ab und an blättere ich ganz gerne in den Werbeprospekten, die einem Tag für Tag ins Haus flattern. Vor allem wenn etwas “Grünes” dabei ist. Samen, Gartengeräte, Pflanzen, neue Gartengadgets und vieles mehr.
Anscheinend ist gerade Pflanzzeit für Beerenobst, jedenfalls werden verschiedene Sorten angepriesen. Unter anderm auch “Blaubeeren” oder “Kulturheidelbeeren”. Aber Achtung, das sind nicht die wohlbekannten Heidelbeeren, die man bei uns im Moor findet und die Zunge so wunderbar blau färben, sondern diese Arten kommen aus Amerika. Sie haben eine größere Frucht, färben nicht wirklich, schmecken leider nicht ganz so intensiv wie unsere Originale und sie werden richtige, große Sträucher. Unsere wilden Heidelbeeren heißen Vaccinium myrtillus und die importierte Kulturform nennt sich Vaccinium corymbosum. Beide gehören natürlich zur Gattung der Heidelbeeren und auch die Beeren sehen sich sehr ähnlich.
Diese importierten Blaubeeren haben natürlich den Vorteil, daß sie viel mehr Beeren ausbilden, das können locker ein paar Kilogramm pro Strauch sein und das über einen langen Zeitraum. Sie haben allerdings dieselben Ansprüche wie die “richtigen” Heidelbeeren. Und die sind ein bißerl kompliziert, deswegen wollte ich das hier mal erklären.
Heidelbeeren, egal ob wilde oder gezüchtete, sind Moorpflanzen und gedeihen auch nur dort.
Man sollte sie nicht einfach in Gartenerde setzen und darauf warten, daß nun ein schöner großer Strauch daraus wird. Diese Methode geht zu 99,9% schief, außer Sie wohnen in einem Hochmoor. Die Pflanze hat zwar noch genügend Reserve um etwa ein Jahr vor sich hinzumickern, aber danach wird sie unwiderbringlich eingehen. Sie wird keine weiteren Wurzeln ausbilden, geschwiege denn anwachsen oder überhaupt wachsen.
Wenn man nun Blaubeeren im eigenen Garten beheimaten will oder auf der Terrasse oder auf dem Balkon, ist die Vorgehensweise immer gleich.
Blaubeeren, egal welche Art brauchen sauere Böden. Was bedeutet in diesem Zusammenhang sauer? In diesem Falle hilft uns da der pH-Wert weiter, der gibt auch bei Böden und Erden an, wie sauer oder basisch der Untergrund, das Substrat ist. (Wer mehr über den pH-Wert erfahren möchte, dem sei dieser Wikiartikel ans Herz gelegt: https://de.wikipedia.org/wiki/PH-Wert ).
Normale Gartenerde hat meist einen pH-Wert von 6-7, also ganz schwach sauer bis neutral. Das ist sehr bekömmlich für die meisten Pflanzen und gut so. Moorpflanzen, allen voran Blaubeeren möchten aber gerne einen pH-Wert von 3 – 4, also schon sehr sauer.
Wie bekomt man das nun hin. Nun selbst ist die Frau oder der Mann. 🙂
Dieses spezielle Substrat in dem sich diese Sträucher wohlfühlen, kann man nicht fertig kaufen, da muß man leider selbst Hand anlegen und mischen. Zuallererst braucht man einen Kübel (ein Mörteltrog zum Beispiel, hat sich als gut erwiesen) in dem man diese Sträucher setzen möchte. Zwei Pflanzen in einem Trog langen vollkommen, die werden nämlich wirklich groß.
Der Kübel sollte Löcher haben, damit das Wasser gut abfließen kann, “Moorpflanze” heißt nämlich noch lange nicht “im Wasser stehend”. Und man sollte auch von anderen Pflanzen als Unterbewuchs, wie etwa Preiselbeeren, absehen, die Blaubeeren machen nämlich alles andere platt. Links, ein Bild meiner Blaubeeren in zwei großen Mörteltrögen.
Nun zum Substrat: Ein Sack Rhododendronerde. Es muß unbedingt diese Art von Erde sein. Schauen Sie sich bitte hinten auf dem Sack die Beschreibeng an. Dort steht immer (!) der pH-Wert. Dieser muß zwischen 3 und 4 sein. Ich habe bisher noch keine andere Erde gefunden, die auch so einen niedrigen pH-Wert hätte. Dann benötigt man abgefallenes Laub, am besten Walnuß oder Eiche. Diese enthalten viel Gerbsäure und säuern somit ebenfalls das Substrat (falls sich jemand Sorgen macht, wegen den Wachstumshemmern in den Walnußblättern, denjenigen kann ich beruhigen. Meine Blaubeeren sind im ersten Jahr einen guten Meter gewachsen… soviel zum Hemmen… 😉 ) und zu guter Letzt benötigt man Holzspäne. Am besten Kleintierstreu. (Vielleicht kennen Sie ja jemanden der Kaninchen, Meerschweinchen oder Hamster hat? Es darf gerne benutzes Streu sein.)
Diese drei Dinge: Erde, Blätter und Streu wird im Verhältnis 1:1:1 gemischt. Das Ergebnis ist dann ein relativ “fluffiges” Substrat, man sollte daher nach ca. einem dreiviertel Jahr etwas nachfüllen.
Und in dieses Substrat kann man dann guten Gewissens die Sträucher setzen. Angießen, fertig. Geschnitten werden müssen sie eigentlich nicht. Im ersten Jahr tragen sie etwas weniger, eh klar, aber danach kann man lange ernten. Und blühen tun sie auch sehr schön.
Damit steht der selbst eingekochten Blaubeeren-Marmelade nichts mehr im Wege. 🙂
Noch eine kleine Anmerkung: unser kalkiges Gießwasser (vor allem das Wiener Wasser) puffert den Boden auf, d.h. er wird im Laufe des Jahres zunehmend weniger sauer. Man sollte daher jedes Jahr ein wenig Substrat tauschen oder unsere “Grüne Hilfe Moor“, das wir eben speziell für diesen Zweck entwickelt haben, verwenden. Nach ungefähr 7 Jahren ist aber das Substrat wirklich “durch” und muß komplett ersetzt werden.
Ist es möglich eine Waldheidelbeere direkt unter einen Walnussbaum oder Nadelbäume zu sehen, um die Erde nicht aufbessern zu müssen?
Lieber Daniel,
das wird nicht funktionieren. Direkt unter einem Nadelbaum ist es zu trocken für eine Waldheildelbeere (die wollen es doch ein wenig feuchter) und ein Walnußbaum braucht alle Nährstoffe für sich selber auf, da ist die Konkurrenz zu groß.