Veröffentlicht am Schreiben Sie einen Kommentar

Wake me up when september ends…*

… wäre diesen Sommer wirklich gut gewesen. Soviel angebissenes, angesaugtes, kaputtes Gemüse und Obst habe ich selten in den Kompost geschmissen.

Und dazu kamen, bedingt durch die Witterung noch allerlei andere Plagen. Unter anderem auch Spinnmilben. Um diese fiesen Krabbler soll es heute einmal gehen.

Zuallerst sind Spinnmilben, wie alle Milben, keine Insekten, sondern gehören zur Gruppe der Spinnentiere. Also acht Beine, anstatt sechs. Milben kommen überall vor, wirklich überall, manchmal auch auf uns 🙂 (Achtung, nur weiterlesen, wenn man kein zartbesaitetes Gemüt ist: Haarbalgmilben  und speziell die da: . Aber um diese menschlichen Kameraden, kümmern wir uns mal nicht.

Also Spinnmilben, tja da gibt es gut 1200 Arten davon. Die meisten sind tatsächlich harmlos, aber einige davon, sind unter gewissen Umständen, extreme Pflanzenschädlinge. Auch hier greife ich mal eine Art heraus, nämlich die gemeine Spinnmilbe oder auch Bohnenspinnmilbe (Tetranychus urticae) genannt, weil dieses Tierchen, no na ned, mir 4 Paradeiserpflanzen und alle meine Bohnen gemeuchelt hat. Bei den Paradeisern hat sie es nicht ganz geschafft, bei den Bohnen jedoch ganze Arbeit geleistet, leider 🙁 .

Wie läuft das nun ab bei Herrn und Frau Spinnmilbe? Tatsächlich überwintern fast nur die (begatteten) Weibchen. Diese Winterweibchen sind sehr speziell, diese treten erst in Erscheinung wenn das Licht abnimmt und es kühler wird. Auffällig an ihnen ist die knallorangerote Farbe. Diese verkriechen sich in abgefallenem Laub, unter Rinde, oder wo sie sonst ein kuscheliges Plätzchen finden. Sie halten, teils wochenlang, Temperaturen unter -15°C aus. Wenn es im Frühling dann wieder wärmer wird, kommen sie aus den Überwinterungsquartieren hervor und beginnen wieder zu saugen und Eier zu legen. Dabei verändern sie ihre Farbe zu einem doch deutlich unauffälligerem Grün.

Aus den Eiern schlüpfen zuerst sechsbeinige(!) Larven, die sich über mehrere achtbeinige Nymphenstadien hinweg zum fertigen Imago (ausgewachsenem Tier) entwickeln. Je nach Temperatur kann das bis zu 30 Tagen in Anspruch nehmen.

x10Milbi_3t
10-fache Vergrößerung von Spinnmilben auf einem Paradeiserblatt. Eier, Nymphen und Imago, alles was das Herz begehrt.

So und jetzt kommt das Zauberwort: Temperatur! Wenn es sehr heiß und trocken ist (ab 28°C), vollzieht sich dieser Zyklus (Ei -> fertige, geschlechtsreife Spinnmilbe) innerhalb einer Woche! Dann vermehrt sich die Population explosionsartig. (Die gute Nachricht, ab 16°C wird die Reproduktion eingestellt). Da sich die Milben ein geschützes Plätzchen zur Eiablage suchen (meist die Blattunterseite), findet man sie nicht gleich und wenn sie sich schon auf der Blattoberseite ausgebreitet haben und ihre Gespinste zu sehen sind, gehen ihre Zahlen schon in die zigtausende und die Pflanze hat schon beträchtlich Schaden genommen.

Jede dieser kleinen Spinnmilben kann nun bis zu 22 mal pro Minute in Blattzellen stechen und den Pflanzensaft saugen. Die Milben zerstören bei ihrer Saugtätigkeit die schützende Cuticula (oberste Schicht) des Blattes. Das Blatt wird im wahrsten Sinn des Wortes gelöchert. Diese zerlöcherte Schutzschicht äußert sich dann in Blattflecken, silbrigen Sprenkeln, Verfärbungen etc… Wenn die Saugtätigkeit nicht endet, beginnt das komplette Blatt zu vertrocknen, bis es schlußendlich abgestirbt.

_x20milbi_t
20-fache Vergrößerung einer Spinnmilbe mit einem Ei.

Normalerweise (nicht aber in diesem Sommer!) hilft Regen und ab und an kühleres Wetter die Population im Zaum zu halten.

Was kann man nun dagegen unternehmen?

 

Bekämpfung drinnen (Zimmerpflanzen, Kübelpflanzen im Winter):

Da Milben überall auftreten, holt man sich diese lästigen Tiechen mit den zu überwinternden Kübelpflanzen auch ins Wohnzimmer.

Temperatur ist auch hier ein Stichwort. Je wärmer, desto eher kriegen die Spinnmilben einen Gusto auf Produktion. 18°/19°C Zimmertemperatur gebietet ihnen doch schon Einhalt. Auch die zu überwinternden Pflanzen wollen es eher kühler. Bei mir hat es maximal im Wohnzimmer 19°C, meist eher weniger (tagsüber), das Schlafzimmer ist nochmals deutlich kühler. Ich hatte herinnen tatsächlich auch noch nie Probleme mit Milben.

Trockenheit ist nun der zweite Faktor. Trockene Heizungsluft finden Pflanze gar nicht gut, Spinnmilben um so mehr. Wenn es möglich ist, ist eine gelegentliche Dusche der Zimmerpflanzen das beste. Gut, der 3m Ficus paßt schlecht in die Badewanne, aber den kann man ja mit einer Blumenspritze mal ordentlich absprühen.

Wenn nun doch kleinere Zimmerpflanzen befallen worden sind, kann man diese in ein durchsichtiges (!) Plastiksackerl packen, vorher ordentlich mit Wasser einsprühen, und die so gut verschlossen auf die Fensterbank stellen. Den Spinnmilben ist das zu feucht und sie gehen nach gut einer Woche ein. Nach spätestens zwei Wochen sollte der Spuk vorbei sein.

Bei mehreren befallenen Pflanzen oder größeren, hilft regelmäßiges Absprühen mit Kaliseifenlauge. Aber Obacht! Um zu wirken, muß die Seifenlauge wirklich dahin, wo die Milben sitzen, nämlich auf die Blattunterseite. Die Seifenlauge tötet nur die Milben ab, die damit benetzt werden. Daher muß man diese Prozedur öfters (alle 3-4 Tage) wiederholen, bis keine Milben mehr vorhanden sind.

 

Bekämpfung draußen (für die kommenden heißen Sommer):

Die Pflanzen sollten gut feucht gehalten werden. Eine dicke Mulchschicht hält die Feuchtigkeit länger im Boden. Wenn es sehr trocken ist, sollten die Pflanzen gut mit Wasser abgeprüht werden (am besten wäre des Morgens). Vorbeugend kann man auf eine gute Kaliumversorgung bauen (Beinwelljauche!), da Kalium das Pflanzengewebe stärkt. Eine stickstoffüberdüngte Pflanze besitzt ein weiches, anfälliges, schwammiges Gewebe, das nicht viel Widerstandskraft besitzt. (Beim Düngen hilft viel nicht viel! Mit Sinn und Maß ist das Ziel. Hey, das reimt sich sogar… 😉 ).

Wenn sich nun doch die saugenden Horden über die Pflanzen hermachen, sprüht man mit Kaliseifelauge (auch die benachbarten, angenzenden Blätter, das ist wichtig!) und zwickt alle vertrockneten, schlimm befallenen Blätter ab.

Meine Paradeiser waren unten befallen und haben schön oben neu ausgetrieben und waren oben auch sauber. Paradeiser sind leider eh so ein Sonderfall, weil genau die mögen keine nassen Blätter. Ich habe sie trotzdem mit dem Gartenschlauch abgeduscht. Da ich eine dicke Mulchschicht habe, hatte ich daher heuer auch kein Problem mit Kraut- und Braunfäule .

Und wenn das alles nicht hilft, tief durchatmen… Auch der heißeste Sommer geht einmal vorbei und neues Jahr, neues (Garten-)Glück 🙂

*von “Green Day” (hier gucken: https://www.youtube.com/watch?v=NU9JoFKlaZ0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert