… nein, bitte nicht mehr. Letzte Woche war genug. Jeden Tag um die 38°C und auch nachts hat es kaum abgekühlt. Um 3 Uhr früh noch 30°C muß man erst einmal aushalten. In der Wohnung ging es noch einigermaßen, aber auf der Dachterrasse haben die meisten Pflanzen stumm vor sich hingelitten. Da war es mit Sicherheit auch deutlich heißer, da ich fast keinen Schatten habe und von den Kaminen auch noch Wärme reflektiert wird. Selbst den Chili und den Paprika war es zu heiß, den Gurken sowieso (so viele bittere Gurken für den Kompost habe ich noch nie produziert), aber am meisten haben die Paradeiser abgekriegt, so scheint es. Trotz ausgiebigen Gießens jeden Abend war das einfach zu wenig. Und man konnte direkt zuschauen, wie sie aufgeben.
Und dann kam Alternaria solani…die Dürrefleckenkrankheit. Innerhalb von wenigen Tagen hat sich der Pilz darangemacht die Paradeiserpflanzen zu befallen und sich rasend schnell auszubreiten.
Diese Krankheit kann alle Nachschattengewächse betreffen, und an Erdäpfeln sogar richtig heftigen Schaden anrichten.
Die ersten Symptome zeigen sich an den Blättern. Es treten Blattflecken auf. Zuerst sind es winzige, dunkelbraune Flecken, die rasch größer werden. Am Anfang sind die Flecken rund, wenn sie größer werden, wird die Ausbreitung durch Blattadern begrenzt. Sie schauen dann “eckig” aus. Die runden Flecken weisen konzentrische, noch dunklere Ringstrukturen auf. Daran kann man den Befall mit A. solani gut erkennen (als Unterscheidungsmerkmal zu A. alternata -> Sprühfleckenkrankheit).
Die einzelnen Flecken werden immer größer und breiten sich über die gesamten Blätter aus. Diese trocknen komplett ein und sterben dann ab. Die Blätter sind extrem bröselig und zerfallen bei Berührung. Bei weiterer Ausbreitung werden auch die Früchte betroffen. Die Paradeiser zeigen dann ein charakteristisches Netzmuster, das nichts mit Färbung oder Sorte zu tun hat.
Ist die Pflanze immer noch geschwächt entstehen an den Paradeisern zuerst kleine, dann größere, sehr harte hellbraune Flecken, die sich ebenfalls ausbreiten. Diese befallenen Früchte kann man nur noch wegwerfen, sie sind ungenießbar. Im allerschlimmsten Stadium stirbt die ganze Pflanze ab.
Der Zyklus des Pilzes ist einfach. Er ernährt sich vom abgestorbenen Blättern etc. und überwintert im toten Material. Im Sommer bildet er dann Sporen aus, die entweder mit Wasserspritzern auf die Blätter gebracht oder vom Wind verblasen werden. Ab Juni bilden sich dann die ersten Befallsstellen aus, die wiederum ab Mitte August eigene Sporen produzieren und sich so noch weiter verbreiten.
Aber, und jetzt kommt die gute Nachricht 😉 , meistens sind die Abwehrkräfte der Paradeiser- und Erdäpfelpflanzen stärker und es geschieht nichts. Mehrere Faktoren müssen zusammentreffen, damit eine Infektion auftreten kann und sich die Krankeit ausbreitet.
Faktor 1: es muß heiß sein, der Pilz braucht eine hohe Temperatur (ca. 25°C)
Faktor 2: die Sporen brauchen zum Keimen Wasser (zum Beispiel ganz kurze Regengüsse, bei ansonsten großer Hitze)
Faktor 3: die Pflanzen müssen sehr gestreßt sein (wie dieses Jahr bei brütender Hitze, Wassermangel etc…)
Faktor 4: der Pilz wird nicht innerhalb der Pflanze mit dem Saft transportiert, sondern jeder braune Fleck stellt eine eigene Infektion dar.
Faktor 5: Früchte werden nur befallen, wenn die Sporen an einer Verletzung eindringen können (z.B. aufgeplatze Pradeiser, oder von Wanzen [ahhhh, ich hasse sie!] verursachte Saugstellen)
Erst wenn all diese Faktoren zusammentreffen dann geht es los. Und selbst dann ist nicht aller Tage Abend. 😉 Wenn sich die Pflanze erholen kann und ein wenig gepäppelt wird, sind die Neuaustriebe gesund und die vorhandene Blattmasse kann sich der Sporen erwehren. Selbst bei befallenen Früchten ist dies möglich, wenn es noch im Anfangsstadium ist. Und Paradeiser können sich binnen Tagen erholen.
Bei mir waren fast alle Paradeiser befallen und das sehr heftig. Die große Hitze hatte ihnen doch extrem zugesetzt. Teilweise mußte ich tagelang die ungenießbare Früchte wegwerfen und konnte nur sehr wenig ernten. Dann kam am Wochenende endlich die Erlösung in Form eine deutlichen Abkühlung. Ich habe dann alle vertrockneten Triebe abgemacht, jeder Pflanze eine gute handvoll Wurmkompost spendiert und gut gegossen. Und siehe da, oben sind sie schon wieder alle grün und blühen und haben auch schon wieder grüne Kugelchen dran. Und die (nicht so schlimm) befallenen Früchte haben sich erholt.
Wer seine Paradeiser wirklich hätscheln will, kann zur Stärkung auch noch Schachtelhalmjauche geben. Das hilft auch gut.
Im Internet und in der Literatur wird geraten das befallene Pflanzenmaterial zu vernichten. Ich schmeiße das alles in den Kompost (die Würmer freuen sich) und gebe das nächstes Jahr wieder in meine Tröge.
Die Sporen sind nämlich überall, die lassen sich nicht verhindern (und wenn es die vom Nachbarn von 5 Häusern entfernt herüberweht). Aber solange die Pflanzen stark und gesund sind, stellt das keine Bedrohung für sie dar. Also einfach keine grauen Haare wachsen lassen. Alles wird gut 😉 .
*von “2raumwohnung” nicht von mir 😉