Ja, heute geht es um Kompost. Und keine Ausreden, Platz ist auf dem kleinsten Balkon. 🙂 Wenn man sich gemeinhin Kompost und Komposthaufen vorstellt, denkt man unwillkürlich an eine etwas abgelegene Gartenecke mit einem mehr oder minder versteckten hässlichen Holz- oder Plastikkubus in dem Gartenabfälle vor sich hingammeln. Nein, es geht auch ganz anders.
Da ich ein, zugegebenermaßen, fauler Mensch bin, habe ich meinen Kompost direkt neben der Terrassentüre hingestellt (wer will schon mit allerlei feuchten Gemüseschnipsel und tropfenden Kaffeefiltern ewig weit hatschen). Fakt ist: Kompost stinkt nicht! Wenn er stinkt, dann läuft etwas grundsätzlich falsch. Naja, wenn man den Kopf hineinhält und schnüffelt riecht er natürlich, aber ich kann auch im Hochsommer direkt daneben sitzen und meinen Frühstückskaffee genießen ohne etwas zu merken.
Was braucht man jetzt für einen gut funktionierenden Kompost. Zuerst einen Behälter. Am besten eignet sich für einen kleinen Ort ein Plastikbehälter. Ich habe mir einfach einen Abfalleimer (Inhalt 60 Liter) mit Deckel (wichtig!) für ein paar Euronen aus dem Möbelhaus meines Vertrauens besorgt. Für zwei Personen, die doch einiges an Gemüse und Grünzeug verputzen, kommt man damit ca. 3-4 Monate vom Platz her aus. Dann werden in den Abfallbehälter an den Seiten einige Luft- und im Boden einige Abflußlöcher gebohrt. Kompost braucht Sauerstoff und nicht zuviel Nässe. Damit der Terrassenboden nicht verschmutzt, empfiehlt es sich den Komposter nochmals in eine Plastikwanne zu stellen. Und damit der Kompost bei Starkregen nicht absäuft, sollte der Plastikkomposter ein wenig erhöht stehen. Zwei Ziegelsteine tun da Wunder. Und wer es hübsch und praktisch mag, kann wie ich, noch eine bunte Holzverschalung drumherumgeben. Dann hat man noch Platz was obendrauf zustellen (Achtung, der Deckel vom Komposter sollte sich noch problemlos öffnen lassen). Ich hab den Platz unter anderem für Petersilie und Schnittlauch genutzt (kurze Wege von und in die Küche 😉 ).
So jetzt hat man das Prachtstück da stehen, was nun. Jetzt suche man sich Arbeitskollegen, Freunde, Verwandtschaft, irgendjemand, der schon einen Kompost hat. Man benötigt nämlich einen “Starter”.
Also zwei bis drei handvoll fertigen Komposts, den man zuunterst hineingibt. Im normalen Kompost sollten nämlich ein Haufen Mikroorganismen, Pilze und tierische Helferleins sein, die die organische Masse zersetzen und wo sollen die sonst herkommen. (Blumenerde aus dem Baumarkt tut es da nicht). Deswegen muß der Kompost auch ausreichend belüftet sein, ohne Sauerstoff derschnaufen es die tierischen Helferleins eher schlecht.
Jetzt gibt es grunsätzlich zwei Möglichkeiten: 1: den Komposter so laufen zu lassen, oder 2: zusätzlich Kompostwürmer zuzusetzen.
Möglichkeit Nummer 1: so laufen lassen. Also befüllt man den Kompost mit allen was so in der Küche und auf dem Balkon anfällt. Gemüse- und Obstreste, Kaffeefilter, Küchentücher (=Zellulose), ausgezupftes Unkraut, eingegangene Pflanzenversuche, abgerupfte Kresse, benzutes Kleintierstreu (in Maßen!), ab und an eine handvoll Gras etc…
Der Trick ist, die Mischung macht’s. Feuchte Kaffeefilter und trockene Küchentücher, Stickstoff in Form von Blattgrün etc.. Also nicht zu trocken, nicht zu naß, nicht zuviel Stickstoff oder zuviel Kohlenstoff… Aber keine Sorge, das klingt jetzt viel komplizierter als es ist. Küchenabfälle sind eigentlich schon perfekt. Feucht genug und das Stickstoff/Kohlenstoffverhältnis ist optimal.
Der Komposter ist dann meist in 3-4 Monaten randvoll gefüllt. Dann heißt es ausleeren. Ich leere den kompletten Komposter in einen Mörteltrog und pflanze wenn es Frühling ist, einen Kürbis drauf. Die Leerung im Sommer/Herbst, Winter gebe ich ebenfalls in einen Mörteltrog und stelle den dann in eine Ecke, für den Frühling (Kohl, Kürbis, Zucchini freuen sich darüber).
Der wuchende Kürbis wächst in so einem Trog mit noch nicht zersetzen Kompost. Sieht doch gar nicht so schlecht aus, oder?
Natürlich ist bis dahin nicht alles zersetzt, vor allem das obere frische noch nicht. Mit dem Ausleeren kommt das frische zuunterst und das schon zersetzte und fertige nach oben. Das fertige kann man schon hernehmen, um Paradeiser und Paprikas glücklich machen. Über den ausgeleerten Kompost (egal ob ich ihn bepflanze oder stehen lasse) gebe ich noch eine Abdeckschicht. Das muß nicht viel sein 2-3 cm Erde langen. Ansonsten haben Krähen, Spatzen, Amseln etc. einen Heidenspaß, alles zu durchwühlen. Ach ja und eine handvoll Starter nehmen nicht vergessen, dann geht der Kreis von neuem los.
Nachteil dieser Methode ist, das nicht alles vollständig verrottet und somit vieles noch seine Keimkraft behält. Ich habe z.B. jedes Jahr prächtige Erdäpfelpflanzen, die ich nur umzusetzen brauche. Ab und an keimt irgendwo ein Kürbis oder plötzlich habe ich einen Trog voll Topinambur… Ich finde sowas ja nett 🙂 …
Möglichkeit 2: Kompostwürmer (Eisenia fetida, Eisenia andre und Dendrobaena veneta) [Anmerkung: Kompostwürmer gehören zur großen Gruppe der Regenwürmer, haben aber mit dem weithin bekannten gemeinen Regenwurm Lumbricus terrestris nichts zu tun]..
Da sind sie, die wurmigen Helferleins (Foto: www.Wurmpower.at).
Sie mögen es gerne warm und feucht (sie tolerieren bis zu 30°C) und wollen immer viel frisches Futter = Küchenabfälle. Je mehr Platz, und desto mehr Futter, desto schneller das Wachstum und desto höher und schneller die Vermehrungsrate.
Ei ei ei, was liegt den da? Ein Wurmkokon natürlich. Darin sind 3-4 Jungwürmer. (Foto: www.Wurmpower.at).
In diesem Fall geht die Kompostierung sehr viel schneller voran und sollte nach 4-6 Monaten (je nachdem) abgeschlossen sein. Auch hier macht es die richtige Mischung, nicht zu heiß und nicht zu kalt, nicht zu trocken und nicht zu naß. Aber es pendelt sich meist sehr schnell von selbst ein. Wer sich über Kompostwürmer etc. schlau machen möchte, dem sei unsere Partnerseite www.wurmpower.at empfohlen. Da steht alles drin, was man wissen muß. Den Komposter leerzubekommen, ist hier ein wenig umständlicher, aber auch nicht viel. Der Kompost wird ebenfalls in ein Behältnis geleert. Das noch nicht zersetze Material wird wieder in den Plastikkomposter hineingegeben und die darin wuselnden Kompostwürmer ebenfalls. Kompostwürmer haben nämlich eine schöne Eigenschaft, sie sind immer dort, wo Futter ist, das heißt, im fertigen Kompost sind sie eher nicht anzutreffen. So kann man die meisten Würmer wieder zurückgeben.
Nachteil dieser Methode ist, die vielleicht etwas umständlichere Ausleermethode und der Komposter sollte im Winter nicht durchfrieren, weil dann hat man Eiswürmer und das bekommt denen gar nicht.
Allerdings ist das bei mir auf dem Balkon bisher noch nie passiert, den bei der Kompostierung entsteht Wärme, so das es auch im Winter leichte Pusgrade darin hat.
So ich könnte noch seitenweise hier schreiben, keine Sorge tue ich nicht. Aber Kompostierung ist auf dem kleinsten Balkon möglich und Küchenabfälle in den Müll zu schmeißen, finde ich, ist Verschwendung.
Doch noch ein Nachtrag: Fleischabfälle, Knochen, gekochtes Essen, Hundstrümmerl, Katzenkisterlinhalt, angemachter Salat haben im Kompost nichts verloren, einerseits können Mäuse und Ratten verdammt gut klettern, andererseits töten Säuren (z.B. Essig im Salat) die tierischen und pilzlichen Mikro-Helferleins ab.
Nachtrag Nummer Zwei: Kompost lebt, es wuselt (abgesehen von den Würmern) allerlei Getier herum. Fruchtfliegen, Tausendfüßler, Springschwänze und viele mehr sind natürlich und normal. Das muß so sein. Und wenn der Kompost einen Deckel hat, bleiben die auch wo sie hingehören. 😉
Nachtrag Nummer Drei: wenn sich Flüssigkeit in Behälter unter dem Kompost sammelt, nicht wegschütten. Mit Wasser verdünnt ergibt das den besten Dünger!
So das war es aber endgültig! 😉