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Kokos oder Humus oder was?

Der Februar ist da und und wir eilen mit großen Schritten dem Gartenjahr 2017 entgegen 🙂 Wer noch nicht angefangen hat wird es bald tun, auch mir hat es schon in den Fingern gejuckt. Es ist Aussäzeit! Deshalb möchte ich hier und heute ein paar Worte über Anzuchtsubstrate verlieren.

Inzwischen gibt es viele Produkte ohne Torf 🙂 und für jedes Kräutlein eine Extraerde zum entsprechenden Preis. Dabei ist es ganz einfach gute Anzuchterde selbst herzustellen. Da gibt es einige Möglichkeiten. Wer einen Garten sein eigen nennt und einen kleinen schwarzen, flauschigen Tiefbauingenieur beherbergt (ich meine einen Maulwurf…jööööö), der kann ganz einfach die frisch aufgeschobenen Maulwurfshaufen abtragen und verwenden. Ein wenig Sand beimischen und gut ist es. Wer auf so einen kleinen Helfer verzichten muß, auch kein Problem. Normalerweise bekommt man gute Ergebnisse, wenn man Kompost, Gartenerde und Sand je 1:1:1 mischt. Aber schon wieder braucht man einen Garten, bzw. jemanden der einem eine Schaufel voll Erde schenkt. Und außerdem steht dann die zuviel angemischte Erde in der Gegend herum und trocknet fröhlich vor sich hin und ist relativ schwierig wieder zu durchfeuchten.

Ich habe das einfach gelöst und Kokossubstrat verwendet. Vor zwei Jahren bin ich darüber zum erstenmal gestolpert und seitdem restlos begeistert davon. Auf den gepressten Ziegel steht zwar “Humusziegel” aber die Ziegeln bestehen rein aus gepressten kurzen Kokosfasern ohne jegliche Zusätze. Hier wird genau beschrieben was das ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Kokosfaser und hier:  https://de.wikipedia.org/wiki/Kokostorf .

Alle Samen ohne Ausnahme, brauchen zum Keimen nämlich keine Nährstoffe, die haben sie ja schon im Samenkorn gespeichert. Was sie brauchen ist eine keimarme Umgebung, ohne Pilzsporen, Bakterien oder Viren, die Krankheiten auslösen können. Da manche Samen relativ lange zum Auflaufen brauchen, ist auch eine unkrautfreie Umgebung sehr zu bevorzugen. (Das ist meist der Nachteil von selbstgemischter Anzuchterde, viele Beisamen und eventuell Pilzsporen, Bakterien und Viren. Das läßt sich bei ca. 20 Minuten im Backofen bei 250°C schnell lösen, aber dabei tötet man auch die nützlichen Mikroorganismen mit ab).

Kokosziegel sind absolut ungedüngt, das ist die beste Vorraussetzung um Samen zum Keimen zu bringen und darüberhinaus absolut unkrautfrei, daher gibt es keine lästigen „Mitkeimer“. Die Kokosfasern werden nicht von Bakterien und Pilzen (Schimmel) befallen, was man dann zu schätzen weiß, wenn man so exotische Samen, wie Palmsamen hat, die gerne etwas länger brauchen, bis sie sich zum Keimen bequemen. Wenn sich dann endlich die ersten grünen Blättchen zeigen, trumpft da Kokossubstrat mit einer sehr lockernen und luftigen Konsistenz auf. Damit wird das Wurzelwachstum positiv beeinflußt, da sich die feinen Wurzeln gut ausbreiten können und nebenher auch gut belüftet werden.

Wie funktioniert nund dieses Wunderwuzzisubstrat? Man nehme eine große (!) Schüssel oder mehrere kleinere, oder einen Kübel und lege einen Ziegel hinein.

ziegelMerke, diese Schüssel ist zu klein … 😉

Dann langsam warmes Wassser darübergießen. (Je wärmer das Wasser, desto mehr und schneller quillt der Ziegel).

quellziegel

Es quillt…

quill

und quillt…

quill2

und ist dann endlich fertig gequollen… 🙂

Für einen Ziegel braucht man zwischen 3 und 4 Liter Wasser. Ich würde mit dem Wasser eher sparsam sein, Kokosfasern können sehr viel Wasser aufnehmen. Was noch “trocken” aussieht, enthält, wenn man es mit der Hand auspreßt, doch sehr viel Flüssigkeit.

Insgesamt ergibt ein 650g Ziegel ca. 9 Liter Substrat. Wer jemals säckeweise Erde durch das Stiegenhaus gezerrt hat, so wie ich, wird das zu schätzen wissen 🙂 .

Hier dazu ein Video des Herstellers.

Darin keimen jetzt die Samen. Wenn die Pflänzchen allerdings ihre ersten echten Blätter ausbilden (nach den zwei Keimblättern, also insgesamt 4 Blättchen besitzen), muß man die grünen Jungspunde unbedingt pikieren und sie in ein nährstoffreicheres Substrat setzen.

keim

Paprika mit zwei echten, kleinen Blättern und den zwei großen Keimblättern.

Entweder in gekaufte Pflanzenerde, die aufgedüngt wurde oder man mischt das Kokossubstrat mit eigenem Kompost oder mit Wurmhumus.

Wobei man beachten sollte, daß das Kokossubstrat leicht sauer ist, also einen pH-Wert zwischen 6,5 und 5,3 besitzt. Pflanzen, die eher einen basischen Boden bevorzugen (wie z.B. Kohlgewächse, Zwiebeln etc.) sollten komplett in eine andere Erde gesetzt werden. Aber für Paradeiser, Paprika, Chili und Konsorten ist das ideal.

Man kann das mit der Anzucht auch überspringen und die Kokosfasern gleich als Blumenerde verwenden. Dazu muß es in einem Mischungsverhältnis von 1:1 gemischt werden. Dadurch wird die Blumenerde sehr luftig und behält ihre feuchte und krümelige Konsistenz länger. Da das Kokossubstrat sehr formstabil ist, schrumpft es beim Eintrocknen nicht zusammen.

Und was macht man mit dem Rest? Nun ja, entweder aufheben und nächstes Jahr verwenden (geht ohne Probleme, einfach wieder naß machen). Man kann damit auch hervorragend mulchen, wenn man soviel übrig hat, oder Schildi und Co freuen sich über eine neue Einstreu. Kokossubstrat wird inzwischen auch für viele Terrarien verwendet. Wobei sie für diesen Zweck etwas trockener sein sollte, um Feuchtigkeit und Ausscheidungen aufnehmen zu können. Und last but not least, man kann darin Speisepilze für die Küche züchten.

2 Gedanken zu „Kokos oder Humus oder was?

  1. Tolle Sache! Ich bin schon oft a. So einem Kokosziegel vorbei gekommen und hab überlegt ob ich einen mitnehmen soll. Nach diesem Beitrag werde ich es auch ausprobieren. Vielen Dank.

    1. Hallo Brigitte,
      Du wirst es nicht bereuen. Alleine schon das haptische Gefühl im warmen Kokossubstrat zu wühlen ist phantastisch :).
      Und nimm einen größeren Kübel, als ich…

      Liebe Grüße

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